Entspannt ans Ziel: Das automatisierte Fahren soll das Schlafen während der Fahrt ermöglichen

Von Audi, CanControls, Fraunhofer IOSB, IKTD und WIVW

Automatisiertes Fahren könnte es ermöglichen, während der Fahrt zu schlafen. Im SALSA-Projekt entwickeln Forscher ein ganzheitliches Schlafkonzept mit ergonomischen Sitzlösungen, sanften Weckmethoden und Maßnahmen gegen Schlafträgheit. In Fahrsimulatoren werden diese getestet, um Komfort und Sicherheit zu verbessern – für ein entspanntes und erholsames Fahrerlebnis der Zukunft.

Schlafen ist ein wichtiges Grundbedürfnis des Menschen und dennoch finden viele Menschen im Alltag zu wenig Zeit dafür. Die zunehmende Automatisierung von Fahrzeugen schafft hier neue Gelegenheiten: Während das System die Insassen chauffiert, könnte auch die Person auf dem Fahrersitz die Augen schließen, um ein Nickerchen zu machen.
Bevor es so weit ist, müssen jedoch noch wichtige Fragen erforscht werden:

  • Wie möchten Menschen im automatisierten Fahrzeug schlafen?
  • Wie möchten die Insassen geweckt werden?
  • Welche Unterstützung benötigen die Fahrenden nach dem Schlaf – v.a. falls sie die Fahraufgabe wieder übernehmen müssen?

Im Rahmen des SALSA-Projekts (Smarte, Adaptive und Lernbare Systeme für Alle) entwickeln mehrere Partner aus Industrie und Forschung daher ein ganzheitliches Schlafkonzept für das automatisierte Fahren.

Das Ziel: Ein ganzheitliches Schlafkonzept

Wer schonmal versucht hat, ein Nickerchen im Fahrzeug zu machen, kennt es: heutige Fahrzeuge sind noch nicht darauf ausgelegt, entspannt den Kopf zurück zu legen und zu schlafen. Im automatisierten Fahrzeug kann es außerdem vorkommen, dass man nach dem Aufwachen schnell wieder fahrbereit sein muss. Aufgrund von „Sleep Inertia“ – dem Gefühl von Müdigkeit und Trägheit nach dem Aufwachen – kann die Fahrbereitschaft jedoch eingeschränkt sein.

In SALSA adressieren wir diese neuen Anforderungen an das Fahrzeug und erarbeiten ein ganzheitliches Schlafkonzept. Ganzheitlich bedeutet, dass wir alle Phasen des Schlafens im Fahrzeug betrachteten und Lösungen entwickeln:

  • Komfortable Sitz- und Innenraumkonzepte für optimales Ein- und Durchschlafen
  • Adaptive Weckkonzepte für ein angenehmes Aufwachen
  • Innovative Maßnahmen gegen Sleep Inertia, um Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit nach dem Aufwachen zu fördern.
  • Das Erkennen von Schlaf und die Abgrenzung von wacher Entspannung mit geschlossenen Augen.
Sieht so das Autofahren der Zukunft aus? Im Rahmen des Forschungsprojekts SALSA können Testfahrende in Fahrsimulatoren schon jetzt erleben, wie sich das Schlafen auf dem Fahrersitz anfühlt (Foto © Fraunhofer IOSB).

Ansätze

Das Schlafkonzept entwickeln wir in folgenden Schritten:

  1. Erfassen des aktuellen Stands der Wissenschaft: Wussten Sie, dass auch Piloten unter bestimmten Bedingungen während eines Flugs schlafen dürfen? Aus diesem Grund fassen wir den aktuellen Stand der Wissenschaft zu den Themen Schlaf, Ergonomie, Arbeitspsychologie und Müdigkeit zusammen und sichten Richtlinien zu verwandten Themen, wie zum Beispiel der Luftfahrt. Manche Erkenntnisse daraus lassen sich auch auf das automatisierte Fahrzeug anwenden.
  2. Erfassen der Nutzerbedürfnisse: Anhand von Befragungsstudien und Interviews erfahren wir, wie die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer im Fahrzeug schlafen und geweckt werden möchten.
  3. Konzeptentwicklung: Basierend auf den Nutzerbedürfnissen und dem Stand der Wissenschaft generieren wir neue Konzeptideen und bringen diese in unterschiedlichen Entwicklungsstufen in SALSA Fahrzeug-Prototypen, sowie in SALSA Fahrsimulatoren.
  4. Wissenschaftliche Evaluierung: In Fahrsimulatoren und Realfahrzeugen erleben Testfahrende die neuen Konzepte und bewerten diese. Basierend auf den Studienergebnisse werden die Konzepte weiterentwickelt und erneut evaluiert.
In Fahrsimulatoren wie diesen können innovative Konzepte sicher und standardisiert untersucht werden (Fotos © Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften).

Unser Beitrag zum SALSA-Gesamtziel

SALSA verfolgt das übergeordnete Ziel, die Sicherheit und den Komfort in automatisierten Fahrzeugen zu verbessern. Befragungen zeigen, dass das Schlafen eines der beliebtesten Nutzungsszenarien für das zukünftige automatisierte Fahren ist. Gleichzeitig sind Müdigkeit und Schlafmangel nicht nur ein großes Problem für die Sicherheit im Straßenverkehr, sondern beeinflussen auch das Fahrerlebnis negativ. Indem wir Lösungen entwickeln, die es den Insassen ermöglichen, während der Fahrt auszuruhen und gut erholt aufzuwachen, tragen wir dazu bei, das Fahrzeugerlebnis deutlich zu verbessern.
Dennoch müssen besondere Anforderungen an den Innenraum und die Nutzerzustandserkennung berücksichtigt werden, um eine hohe Akzeptanz und Sicherheit zu gewährleisten. Durch die Entwicklung eines gut abgestimmten Schlaf- und Weckkonzepts für Fahrzeuge zielt das Projekt darauf ab, die Schlafqualität der Insassen zu optimieren und ihre Sicherheit sowie ihr Wohlbefinden während der Fahrt und somit die Attraktivität automatisierter Systeme zu steigern.

Sie haben noch Fragen? Wir helfen Ihnen gerne!

Das Projektbüro kümmert sich gerne um Ihre Anfragen rund um das SALSA-Projekt.