Das Gesamtziel von SALSA ist die Steigerung der Sicherheit und Akzeptanz automatisierter Fahrzeuge im Mischverkehr. Beide Fahrzeugarten, manuell gelenkte Fahrzeuge und automatisierte bzw. autonom fahrende Fahrzeuge werden auf absehbare Zeit parallel im Automobilverkehr in Deutschland betrieben. Dadurch werden neue, bisher unbekannte und eventuell auch unklare Situationen entstehen.
Ziel dieses Themengebietes in SALSA ist die Steigerung der Akzeptanz und des Sicherheitsempfindens durch ein situativ korrektes Fahrverhalten im Mischverkehr. Das bedeutet, dass sowohl die Insassen eines Fahrzeugs beim Betrieb automatisierter Fahrfunktionen (SAE-Level 1 bis 3) oder bei autonomen Fahrzeugen (SAE-Level 4 und 5) stets ein komfortables, erwartbares und sicheres Fahrverhalten erleben sollen, als auch anderen Verkehrsteilnehmern ein sicheres Gefühl durch souveränes und vorhersehbares Fahrverhalten vermittelt werden soll.
Um diese gesetzten Ziele zu erreichen, Erhöhung der Akzeptanz und des Sicherheitsempfinden automatisierter und autonomer Fahrzeuge, planen die beteiligten Projektpartner theoretische Analysen zusammen mit praktischen Studien in Fahrsimulatoren mit Testpersonen. Mit dieser Vorgehensweise werden die Nutzererfahrungen und die Nutzerempfindungen in verschiedenen Situationen untersucht und Erkenntnisse für die Gestaltung des Fahrverhaltens daraus abgeleitet.

Insgesamt sind mehrere Studien zu verschiedenen Themen geplant. Die Fahrsimulatorstudien ermöglichen es, dass Insassen automatisierte Fahrfunktionen und autonomes Fahren in reproduzierbaren Situationen erleben. Dabei fahren Testpersonen verschiedenen Alters mit verschiedenen Vorerfahrungen vorab definierte Situationen.
Innere Akzeptanz automatisierter Fahrzeuge im Mischverkehr
Einige Nutzer schalten Assistenzfunktionen bewusst ab und fahren ohne deren Hilfe, weil sie vermuten die Assistenzfunktionen könnten ungewollt eingreifen. In Situationen, in denen die Assistenzfunktion hilfreich wären, können diese anschließend nicht mehr eingreifen. Um ein Abschalten der Assistenzfunktionen aufgrund von ungewollten Eingriffen zu verhindern, wird untersucht, anhand welcher Merkmale und anhand welches Fahrverhaltens die Fahrerabsicht erkannt werden kann. So soll beispielsweise ein Eingriff aufgrund eines bewussten Ausweichens eines Hindernisses verhindert werden und das Assistenzsystem in dieser Situation nicht aktiviert werden. Für die Realisierung einer solchen Funktion muss dem Assistenzsystem die Fahrerabsicht als Eingangsgröße bereitgestellt werden.

In einer Studie wird zunächst untersucht, wie die Fahrerabsicht ermittelt werden kann. Ist das anhand der Fahrereingaben, wie beispielsweise Lenkwinkel oder Pedalstellungen, erkennbar? Gibt es andere Parameter, die Rückschlüsse darauf zu lassen, dass ein Fahrer bewusst seine Fahrbahn verlässt? Diese Fragen näher zu beleuchten ist Bestandteil einer Studie, in der das Verhalten mehrerer Testpersonen untersucht werden soll. Aus den Ergebnissen dieser Studie werden danach Anforderungen abgeleitet, um ein Assistenzsystem zu ertüchtigen und die Fahrerabsicht besser erkennen zu können.
Innere Akzeptanz autonomer Fahrzeuge im Normalbetrieb
Ein weiterer Block des Themengebiets „Akzeptanz“ befasst sich mit der Fragestellung wie Insassen in autonomen Fahrzeugen (SAE-Level 4 und 5) gefahren werden wollen. Das gewünschte Fahrverhalten eines Fahrzeugs für den Fahrer wurde in der Vergangenheit häufig untersucht. Sind die Insassen aber nicht mehr selbst für die Fahrzeugführung verantwortlich und stattdessen Passagier, verschieben sich die Anforderungen an das Fahrverhalten. Im Vorgängerprojekt RUMBA wurden hierzu bereits Untersuchungen durchgeführt. In SALSA wird auf diesen Erkenntnissen aufgebaut und das gewünschte Fahrverhalten näher betrachtet.
Sowohl für das Beschleunigen und das Verzögern, als auch für das Kurvenfahren werden verschiedene fahrdynamische Varianten miteinander verglichen. Mit Hilfe von Empfindungen der Fahrzeuginsassen werden Empfehlungen für ein angepasstes Fahrverhalten in normalen Fahrsituationen abgeleitet, das den Wünschen und Vorstellungen verschiedener Personen nahekommt.

Innere Akzeptanz autonomer Fahrzeuge bei Minimal Risk Manövern
Beim Fahren mit autonomen Fahrzeugen besteht die geringe Möglichkeit, dass der vorgesehene Betriebsbereich verlassen wird und ein Insasse die Fahrzeugführung nicht übernehmen kann, z.B. weil er schläft. Dann wird ein sogenanntes Minimal Risk Manöver notwendig. Das heißt, das Fahrzeug soll sich autonom in eine Situation mit möglichst geringem Risiko für Insassen bringen, ohne Dritte zu gefährden. Hierbei bestehen sowohl harte, gesetzliche Anforderungen, z.B. wie schnell ein sicherer Zustand erreicht werden soll und weiche Anforderungen, also auf welchem „Weg“ der sichere Zustand erreicht werden soll. Ein Minimal Risk Manöver sollte derart gestaltet sein, dass den Insassen ein hohes Sicherheitsempfinden und ein hohes Systemvertrauen vermittelt wird. Auf welche Weise dies fahrdynamisch umgesetzt werden kann, wird in SALSA ebenfalls untersucht.
Regelkonformes Fahrverhalten automatisierter Fahrzeuge im Mischverkehr
Im Straßenverkehr gibt es klare Regeln, die Ordnung schaffen sollen. Diese Regeln werden durch Schilder, Markierungen und Gesetze festgelegt. Doch nicht alle Verkehrsteilnehmer halten sich immer daran. Oftmals wird gegen Regeln verstoßen, um schneller voranzukommen, weil man das eigene Fahrkönnen überschätzt, oder aus persönlichem Vorteil. Manchmal wird es sogar als normal angesehen, bestimmte Regeln zu ignorieren – wie das vollständige Anhalten an einer Haltelinie.
Automatisierte Fahrzeuge werden sich jedoch strikt an diese Regeln halten. Dies dient sowohl der rechtlichen Absicherung für den Hersteller als auch der Sicherheit der Passagiere. Dabei stellt sich jedoch die Frage, inwiefern das regelkonforme Fahrverhalten der automatisierten Fahrzeuge zu einem Konflikt mit anderen Verkehrsteilnehmern führen könnte. Umstehende Verkehrsteilnehmer sowie Passagiere könnten davon gestört sein, dass sich das Fahrzeug strikt an die Verkehrsregeln hält. Das strikt korrekte Fahrverhalten könnte zu stockendem Verkehr führen oder andere Verkehrsteilnehmer dazu verleiten gefährliche Überholmanöver durchzuführen. Im Projekt werden solche Szenarien identifiziert, die potenziell hinderlich für die Akzeptanz oder sogar kritisch sein könnten. In einer Fahrsimulatorstudie werden diese Situationen anschließend nachgebildet. Das Experiment konzentriert sich dabei auf die Akzeptanz regelkonformen Fahrverhaltens sowie auf geeignete Lösungsstrategien, die die Akzeptanz und Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer erhöhen sollen.
In diesem Themengebiet erarbeiten die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), INVENSITY GmbH, das Spiegel Institut Mannheim GmbH, das Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften (WIVW), die Hochschule der Medien (HdM), Valeo Schalter und Sensoren GmbH und das Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) gemeinsam an Lösungsansätzen zu der Fragestellung wie eine Erhöhung der inneren Akzeptanz und des Sicherheitsempfindens von automatisierten und autonomen Fahrzeugen erreicht werden kann.
Wir danken allen Partnern für ihre Unterstützung und freuen uns auf die nächsten Schritte im SALSA-Projekt!